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Alexander Hohmann - Blog des Coachs
Coaching und mehr
Drittes Internationales Wissenschaftlertreffen zur Sensitivitätsforschung
am 23. Mai 2025 – Universität von Surrey (England) - Teil 1
Was sagt die Wissenschaft zur Hochsensibilität? Zum dritten Mal trafen sich hochkarätige
Namen der Forschung in diesem Bereich. Die beiden ersten Editionen hatten nur virtuell
stattgefunden. Die dritte internationale Konferenz über Sensitivitätsforschung fand am 23.
Mai 2025 erstmals vor Ort in der University of Surrey in England statt. Sie wurde auch
online übertragen. Gastgeber war Michael Pluess, der vor Kurzem von der Queen-Mary-
Universität in London nach Surrey gewechselt ist.
Auf die Keynote folgten kürzere Studienpräsentationen und eine anschließende
Schlussrunde über Hochsensibilität und psychische Gesundheit.
Begriffe: Hier ist sowohl von Hochsensibilität (HSP = hochsensible Personen) als von
Sensorischer Verarbeitungssensitivität (sensory processing sensitivity = SPS) die
Rede. Beides bedeutet das gleiche, doch SPS ist der wissenschaftlichere Begriff. Auch
der Begriff der Umweltsensitivität wird im Forschungsbereich vermehrt genutzt. Im
Folgenden meinen alle drei Begriffe das Gleiche.
Der folgende Bericht eines Online-Teilnehmers hat keinen Anspruch auf Vollständigkeit
oder Fehlerfreiheit.
Inhalt des 1. Teils:
•
Neurologie der Hochsensibilität – Forschung an Mensch und Tier
•
Hochsensibilität und Drogen – ein Tierversuch
•
Umweltsensitivität in Verbindung mit positiven Emotionen, Naturverbundenheit,
Klimaangst
•
Hochsensibilität und Verdauung
•
Hochsensibilität bei Schulkindern
•
Umweltsensitivität bei syrischen Flüchtlingskindern
•
Einfluss der kindlichen Reizbarkeit auf die Wirkung von elterlichen
Erziehungsmaßnahmen
•
Klicken Sie hier, um zum Teil 2 zu kommen
Keynote: Neurologie der Hochsensibilität – Forschung an
Mensch und Tier
Die erste Keynote hielt Prof. Judith Homberg vom niederländischen Radboud University
Medical Centre. Sie versucht, hochsensible Gehirne bei Mensch und Tier zu verstehen,
und nutzt dafür die Werkzeuge der Hirnforschung.
Was passiert eigentlich, wenn ein neuer sensorischer Reiz auftaucht, z.B. ein Geräusch
oder eine Änderung der Temperatur?
•
Der Reiz meldet sich sozusagen am Empfang an. Im Gehirn ist das das „Salience
Network“. Dort wird grob auf eine von zwei Möglichkeiten geprüft:
•
Kann der Reiz ignoriert oder von den Hintergrundfunktionen des Gehirns verarbeitet
werden? Dann wird er an das Ruhezustandnetzwerk übergeben („Default Mode
Network“ – vor allem um den dorsal-medialen präfrontalen Kortex herum zentriert).
Der Reiz wird nicht bewusst wahrgenommen.
•
Ist möglicherweise eine Handlung erforderlich, weil zum Beispiel eine Gefahr lauern
könnte? Dann gibt der Empfang den Reiz stattdessen an das „Frontoparietale
Netzwerk“ weiter („Central Executive Network“). Der Reiz wird nun bewusst
wahrgenommen.
Für die Integration von externen sensorischen Reizen mit inneren Emotionen und
Gefühlen ist Im Gehirn insbesondere die Insula bzw. Inselrinde zuständig.
Ein paar interessante Studienergebnisse
•
Menschen mit Hochsensibilität reagieren intensiver auf Bilder mit schwierigen Inhalten
– aber nur dann, wenn sie eine gute Kindheit hatten!
•
Bei Menschen mit schwieriger bis traumatischer Kindheit ist zwischen HSP und
Normalsensiblen kein Unterschied in der Reaktion auf schwierige Bilder messbar.
•
Wendet man bei Menschen in einer ruhenden Haltung ein EEG
(Elektroenzephalogramm) an, bleibt das Gehirn von HSP selbst im Ruhezustand
aktiver als das von Normalsensiblen - aber nur, wenn die Augen offen sind! Mit
geschlossenen Augen sind die EEG beider Gruppen vergleichbar.
Prof. Homberg forscht auch viel an Tieren. Das Problem ist, dass Tiere keine
Hochsensibilitäts-Fragebögen ausfüllen. Also haben sie ein Modell entwickelt, das bei
Tieren nach vier Anzeichen für Hochsensibilität sucht:
•
Erhöhte emotionale Reaktivität
•
Tiefere Verarbeitung von sensorischen Informationen
•
Größere Aufmerksamkeit auf Umweltreize
•
Erhöhte Neigung zu Überreizung
Versuchsratten wurden durch ein Labyrinth geschickt. Die mutmaßlich hochsensiblen
Ratten fielen durch folgende Verhalten auf:
•
häufiges Erstarren,
•
erhöhte Schreckhaftigkeit,
•
mehr Hemmungen im Verhalten.
Hochsensibilität und Drogen – ein Tierversuch
Kann die Hochsensibilität und damit verbundene Neigung zur Überreizung zu mehr
Konsum von Alkohol und Drogen führen? Dieser Frage ging ein weiteres Experiment
nach. Versuchsratten wurden unter Stress gesetzt und konnten sich durch
Selbstbedienung mit beliebigen Mengen Kokain versorgen.
•
Tatsächlich nahmen hochsensible Ratten messbar mehr Kokain zu sich.
•
Außerdem wurde ein Unterschied in den Nervenbotenstoffen bei hochsensiblen
Ratten festgestellt: Sie hatten mehr Glutamat und weniger GABA als
normalsensible Ratten. Das ist ein Hinweis darauf, dass Hochsensibilität mit
weniger GABA-Neuronen verbunden sein könnte – zumindest bei Ratten.
•
Ebenfalls interessant: Das Gehirn einer hochsensiblen Ratte reagiert stärker auf die
gleiche Menge Kokain, als das einer normalsensiblen. Dafür gibt es bisher noch keine
Erklärung. Vermutet wird, dass sich hochsensible Rattenhirne in der Selbstregulierung
mehr anstrengen müssen, um bei Umweltreizen ein Gleichgewicht zwischen
Aktivierung und Inhibition zu halten.
Auf Menschen übertragen würde das bedeuten:
•
Hochsensible Personen werden von Sinnesreizen intensiver aktiviert, als
normalsensible. Sie könnten grundsätzlich weniger Inbihitionsmechanismen
aufweisen, um Reize abzufedern und herauszufiltern. Für die Selbstregulierung
gegenüber Sinnesreizen könnte eine geringere Bandbreite zwischen Aktivieren und
Hemmen zur Verfügung stehen.
•
Warum scheint die Aktivierungsschwelle des „Frontoparietalen Netzwerks“ („Central
Executive Network“) niedriger zu liegen? Ein vermuteter Grund: Vom
Nervenbotenstoff Glutamat ist mehr und von GABA weniger verfügbar.
•
Eine intensivere Aktivierung durch Reize aus der äußeren und inneren Welt führt auch
dazu, dass die Schwelle der Überreizung früher erreicht wird.
Aktivierende vs. hemmende Neurone
Grundsätzlich gibt es in einem Gehirn zwei Arten von Neuronen: aktivierende
(„excitatory neurons“) und hemmende („inhibiting neurons“). Es funktioniert also ein
bisschen wie Gaspedal und Bremse. In der Summe von aktivierender und hemmender
Wirkung entsteht ein Gleichgewicht auf einem bestimmten Niveau. In einem Koma
beispielsweise sind die hemmenden Neuronen übermächtig. In einem hochsensiblen
Gehirn könnte die Wirkung der hemmende Neuronen niedriger liegen, die der
aktivierenden Neuronen hingegen höher. In der Summe pendelt sich eine andere Balance
zwischen aktivierenden und hemmenden Neuronen ein, als bei Normalsensiblen.
Sehen und fühlen HSP mehr als andere?
Eine immer wieder auftauchende Frage ist auch: Sehen und fühlen Hochsensible
grundsätzlich Sinnesreize stärker? Oder ist der Sinnesreiz zunächst der gleiche wie bei
anderen, und erst die darauffolgende interne Verarbeitung ist eine andere? Hier gibt es
aktuell folgenden Konsens in der Forschung:
•
Hochsensible nehmen Sinnesreize zunächst nicht intensiver wahr als Normalsensible.
•
Aber die darauffolgende Verarbeitung dieser Reize hat möglicherweise weniger Filter
zur Verfügung.
Hochsensibilität in Verbindung mit positiven Emotionen,
Naturverbundenheit, Klimaangst
Dr. Annalisa Setti vom University College in Cork (Irland) forscht über SPS (sensorische
Verarbeitungssensitivität), positive Emotionen und die Rolle der Naturverbundenheit. Sie
stelle sich folgende zentrale Frage: Wie gestaltet sich die Verbindung zur Natur im
Detail? Und wie hilft sie, unser Wohlbefinden und unsere Kognition zu verbessern?
Hier ein paar Erkenntnisse, die sowohl durch quantitative als durch qualitative Daten
untermauert sind:
•
Bei Hochsensiblen ist im Durchschnitt eine stärkere Verbindung zur Natur vorhanden,
als bei Normalsensiblen.
•
HSP weisen einerseits häufigere umweltschützende Verhaltensweisen, andererseits
auch mehr Klimaangst auf. Dies kann damit zu tun haben, dass HSP mehr zum
Grübeln neigen.
•
HSP sind in ihrem Wohlbefinden stärker als Normalsensible beeinträchtigt, wenn sie
sich in einem chaotischen Umfeld befinden. Allerdings ist diese negative Wirkung
geringer, wenn eine stärkere Naturverbundenheit vorhanden ist. Interessanterweise
ist diese positive Wirkung bei älteren Menschen (über 60) stärker als bei
Menschen mittleren Alters.
•
HSP reagieren positiver als Normalsensible auf das Anschauen eines schönen
Naturvideos.
•
Wenn Menschen eine geringe Verbindung zur Natur haben, wirkt sich auf HSP
negativer aus, als auf Normalsensible. Das bestätigt, wie wichtig die Präsenz von
Natur für HSP ist.
In der kurzen Fragerunde kam die Frage auf, ob HSP durch ihre intensivere Reaktion auf
den Klimawandel auch zu mehr Klimaaktivitismus tendieren. Die Antwort ist nicht
bekannt. Jedoch bringt jede Form von Aktivismus ihre eigenen Herausforderungen mit,
vor denen sich HSP vielleicht mehr sträuben, als andere.
Hochsensibilität und Verdauung
Dr. Shuhei Iimura von der Soka-Universität in Tokyo (Japan) sprach über die
Zusammenhänge zwischen Hochsensibilität und Verdauung bei Teenagern.
Bekannt ist schon länger, dass Hochsensible wahrscheinlich anfälliger in ihrer
psychischen Gesundheit sind. Insbesondere die Neigung zu Ängstlichkeit und
Depression erscheint erhöht.
Doch wie ist es im Bereich der körperlichen Gesundheit? Da geht man schon seit
einiger Zeit (Benham, 2006) einer Verbindung zwischen Hochsensibilität und häufigeren
körperlichen Symptomen nach. Dazu gehören Rücken-, Bauch- und Kopfschmerzen,
Durchfall und Schlafstörungen. Doch ist die Studienlage zu körperlichen Symptomen
unklarer, als zu psychischen. Es fehlt insbesondere eine Metastudie.
Dr. Iimura hat drei Studien betreut und dabei folgende Erkenntnisse gewonnen:
•
Fragt man Menschen nach eventuellen Verdauungsstörungen innerhalb der letzten
sieben Tage, berichten HSP häufiger als andere von Reflux, Reizmagen,
Bauchschmerzen, Verstopfung und Durchfall.
•
Bei geringer Vielfalt der Darmflora korreliert Hochsensibilität mit erhöhten
Entzündungsmarkern (hoher Anteil an C-reaktivem Protein = CRP). Und erhöhte
Entzündungsmarker sind auch oft bei depressiven Menschen vorhanden.
•
HSP haben höhere Entzündungserscheinungen als andere Personen, wenn ihre
Darmflora niedrige Anteile an den Bakteriengattungen Marinifilaceae und
Butyricimonas enthält.
Es gibt allerdings keine Hinweise darauf, dass HSP grundsätzlich eine andere
Zusammensetzung des Mikrobioms (Darmflora) als andere haben.
Die Wichtigkeit der Darmflora - in Zusammenhang etwa mit Depressionen - hat sich in
erstaunlichen Experimenten gezeigt: Bei depressiven Menschen wurde eine Stuhlprobe
entnommen und gesunden Mäusen transplantiert. Daraufhin entwickelten die Mäuse
ebenfalls Anzeichen von Depression!
Übrigens berichten auch Menschen mit Autismus häufiger als andere von
Verdauungsstörungen.
Die Einnahme von bestimmten Nahrungszusätzen kann mutmaßlich die psychische
Gesundheit erhöhen. Auf jeden Fall erhöht ein gesundes Verdauungssystem die
allgemeine Gesundheit von HSP – körperlich und seelisch.
Hochsensibilität bei Schulkindern
Dr. Monika Baryła-Matejczuk (Universität für Wirtschaft und Innovation in Lubin, Polen)
hat Grundschulkinder der ersten drei Schuljahrgänge aus fünf Schulen in Mittel- und
Ostpolen studiert. Die Gruppen wurden auch auf verschiedene Formen der
Neurodiversität kontrolliert, um eine Verwechslung der Hochsensibilität mit anderen
Persönlichkeitsmerkmalen zu vermeiden.
Dabei bestätigten sich zahlreiche bekannte oder vermutete Eigenschaften hochsensibler
Kinder in verschiedenen Bereichen des Erlebens:
•
Körperbereich: erhöhte Körperwahrnehmung, bei Stress ein Hang zu körperlichen
Symptomen, intensiveres Empfinden von Unbehagen, intensivere Reaktion auf Lärm,
Licht, Texturen sowie auf eine Reizflut, Bedarf an einem strukturierten Umfeld mit
eingebauten Pausen in einem reizarmen Umfeld. Interessanterweise entwickeln sie
häufig ganz von selbst Strategien, um mit einer Reizflut besser umzugehen.
•
Zwischenmenschlichkeit: Hang zum Alleinsein oder zu sehr kleinen Gruppen. Sie
beobachten zwischenmenschliche Situationen eine Weile lang vor einer Teilnahme,
erscheinen von außen oft als schüchtern oder zurückgezogen. Sie sind sozial
engagiert, bei der Auswahl der Engagements aber wählerisch. Sie tendieren dazu,
sich für andere einzusetzen und bevorzugen authentische Beziehungen. Oft suchen
sie die Anerkennung anderer, tendieren dazu, Autoritätspersonen gefallen zu wollen,
und reagieren empfindlich auf Kritik oder Ablehnung.
•
Emotionaler Bereich: Emotionen werden oft innerlich zurückgehalten, bis es zu viel
wird. Nach außen können sie ruhig wirken, obwohl sich im Inneren viele Emotionen
abspielen. Sie suchen nach emotionaler Sicherheit und Vorhersehbarkeit und können
in einer neuen oder unstrukturierten Situation ängstlich werden. Klare Erwartungen
und Routinen tun ihnen gut. Wenn emotionale Reaktionen kommen, kommen sie
schnell, erscheinen mitunter übertrieben, und sie benötigen Unterstützung bei der
Selbstregulierung. Bei der emotionalen Selbstregulierung wirkt ein Aufenthalt in der
Natur unterstützend und beruhigend. Diese Kinder zeigen häufig Empathie für Tiere
und Umwelt. Sie können intensiv auf die Gefühle und Emotionen von anderen
reagieren, sorgen sich oft um deren Wohlbefinden, und können ein emotionales
Ambiente regelrecht aufsaugen.
•
Kognition: Lernprozesse werden langsam angegangen. Schritt-für-Schritt-
Anleitungen werden bevorzugt. Erhöhte Fähigkeiten zu tieferer
Informationsverarbeitung, Analyse und kritischem Denken, erhöhter Sinn für
Gerechtigkeit und Ethik. Sie sind neugierig, selbstreflektiert, schätzen geistige
Herausforderungen und finden kreative Lösungen. Selbstkritisch, Tendenz zum
Perfektionismus, Angst vor Fehlern. Im künstlerischen Bereich finden sich oft viel
Kreativität und Fantasie im Denken und im Ausdruck, und Kunst kann als Mittel für die
Verarbeitung von Eindrücken und zum Sich-Ausdrücken genutzt werden.
Aus diesen Beobachtungen ergeben sich Lehren für den Umgang mit hochsensiblen
Kindern im Schulbereich. Insbesondere wäre es wichtig, dass Lehrkräfte zu Merkmalen
der Hochsensibilität und dem Umgang mit diesen Kindern informiert und ausgebildet
werden. So können sich hochsensible Kinder sicher fühlen und aufblühen. Anpassungen
sind in folgenden Bereichen wünschenswert:
•
unmittelbares Umfeld (Klassenraum),
•
erweitertes Umfeld (Schule, Strukturen, Zeiten, Pausen, Lehrpläne, Protokolle,
emotionale Unterstützung für Kinder und Lehrkräfte…).
Idealerweise sollte eine Zusammenarbeit zwischen Lehrkräften und Eltern stattfinden, um
den gesamten Tagesablauf um schulischen und privaten Bereich abzustimmen.
Umweltsensitivität bei syrischen Flüchtlingskindern
Dr. Andrew May von der Universität von Surrey suchte nach Merkmalen, die auf eine
Umweltsensitivität bei geflüchteten syrischen Kindern schließen lassen. Dabei ist er sich
dessen bewusst, dass es noch viele Unbekannte in den folgenden Wissensbereichen
gibt:
•
Was ist der genetische Anteil an der Umweltsensitivität?
•
Wie wird die Umweltsensitivität durch die Kindheit „kalibriert“?
Es wurden 1.409 Kinder mit einem Altersdurchschnitt von 11 Jahren beobachtet und 40
Variablen berücksichtigt. Die Empfindsamkeit der Kinder wurde durch Selbstauskunft
eingeschätzt. Die Hypothese war, dass hochsensible Kinder stärker auf ein negatives
Umfeld reagieren. Diese Suche war Bestandteil einer größeren Studie namens BIOPATH
(Biological Pathways of Risk and Resilience Study).
Die Ergebnisse bei Kindern mit erhöhter Umweltsensitivität:
•
Niedrigere Sensitivitätsschwellen der Kinder korrelieren mit selbst erlebtem
Kriegsgeschehen, aber auch mit posttraumatischen Stressstörungen bei der Mutter.
•
Außerdem reagieren sie deutlicher als andere Kinder auf ein besonders belastendes
Umfeld, aber auch umgekehrt auf ein besonders unterstützendes Umfeld.
Weitere Studien sollen insbesondere die spontanen Strategien dieser Kinder beleuchten,
mit den Situationen umzugehen („coping“).
Michael Pluess fügte in der anschließenden Diskussion hinzu, dass eine Studie zeigt,
dass Hochsensibilität der deutlichste Faktor ist, um eine niedrige Resilienz
vorherzusagen. Anders gesagt: HSP haben im Schnitt weniger Resilienz als andere.
Einfluss der kindlichen Reizbarkeit auf die Wirkung von
elterlichen Erziehungsmaßnahmen
Dr. Danni Liu untersucht derzeit in einer laufenden Studie, wie unterstützende und
strafende elterliche Erziehungsmaßnahmen (z.B. Lob, Bestätigung, Ausschimpfen,
Bestrafung, Erziehung durch Vorleben usw.) bei Kindern unterschiedlicher Reizbarkeit
(„irritability“) wirken. Mit Reizbarkeit ist nicht Sensibilität gemeint.
Dass Erziehungsprogramme wirken, wenn sie von psychologischen Erkenntnissen
gestützt sind, ist gesetzt, insbesondere um disruptive frühkindliche Verhaltensweisen
einzufangen. Dadurch können die wechselseitigen Zwangsinterventionen, wie von Gerald
Patterson beschrieben, durch geeignetere Interventionen ersetzt werden.
Beim Patterson’schen Kreis führt unerwünschtes kindliches Verhalten zu elterlichen
Strafen, auf die das Kind mit noch intensiveren Verhalten reagiert, sodass es immer
wieder zu einem eskalierenden Kreislauf kommt. Diese Kreisläufe richten sich dann als
wiederkehrende, automatische Abläufe im Familiensystem ein. Man kann sie zum
Beispiel durch solche ersetzen, bei denen Eltern gewaltfreie Maßnahmen treffen und
positiv erlebtes kindliches Verhalten positiv bestätigen und bekräftigen, um ebensolche
Verhalten auszuprägen. Dabei wirkt auch, was von den Eltern vorgelebt wird.
Für die aktuelle Studie ist die Hypothese folgende:
•
Hochsensible Kinder könnten stärker auf Erziehungsprogramme ansprechen, wenn
sie neben der Hochsensibilität auch überdurchschnittlich reizbar sind.
•
Kinder mit geringer Reizbarkeit dürften weniger darauf ansprechen, weil sie sich
besser an elterliche Verhaltensweisen anpassen können. Kinder mit mittlerer
Reizbarkeit dürften am wenigsten ansprechen, weil dort Verhaltensweise am
schwersten zu ändern sind.
Zum Zeitpunkt der Präsentation gab es noch kein endgültiges Ergebnis.
Fortsetzung: Klicken Sie hier, um zum Teil 2 zu kommen
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