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Hochsensibilität Sind Sie hochsensibel? Ein paar wichtige Dinge zur Hochsensibilität Woran erkennt man Hochsensible? Was tun? Wie geht es weiter? - Hochsensitivität im Coaching

Hochsensibilität

Hochsensibilität betrifft alle. Denn selbst wenn man nicht zu den Hochsensiblen gehört, hat man doch immer mit ihnen zu tun - im privaten Umfeld, in der Partnerschaft, mit den Kindern, im Alltag da draußen, oder in Unternehmen und Organisationen. Gemeint ist Hochsensibilität hier im Sinne der Arbeiten von Dr. Elaine Aron, die das Konzept 1996 erstmals im Klassiker „The Highly Sensitive Person“ präsentierte (auf deutsch mit dem Titel „Sind Sie hochsensibel?“ erschienen). In den beratenden und therapierenden Berufen hat sich Hochsensibilität noch nicht flächendeckend als eigenständiges Persönlichkeits-Merkmal durchgesetzt. Manche betrachten es auch als ein einfaches Modethema. Andere Begriffe, die sich zum Thema mehren, sind unter anderem: Hypersensitivität, Neurosensitivität. Hypersensibilität, Sensorische Verarbeitungssensitivität (engl. sensory processing sensitivity), sensorische Hochbegabung (engl. high sensory intelligence).

Sind Sie hochsensibel?

Wenn Sie das wissen möchten, suchen Sie bitte in einer Suchmaschine nach „Elaine Aron Test“. Der bekannte Fragebogen von Dr. Elaine Aron kann nämlich vielerorts im Internet gefunden werden. Es gibt ihn in verschiedenen Längen mit bis zu 29 Fragen. Eine verkürzte Version wurde auch für Kinder und Jugendliche entwickelt. Der Fragebogen basiert einzig auf einer Selbsteinschätzung, und das ist seine Schwäche. Aber es gibt heute noch keine eindeutigen biologischen Marker für Hochsensibilität. Hier sind einige Eigenschaften beschrieben. Natürlich trifft keine einzige dieser Eigenschaften auf 100% der Hochsensiblen zu. Und Menschen können auch aus anderen Gründen eine oder mehrere dieser Eigenschaften haben.

Ein paar wichtige Dinge zur Hochsensibilität

1. Sie ist keine psychische Störung, die es zu heilen gilt, sondern fester Bestandteil der Persönlichkeit, vom ersten bis zum letzten Tag des Lebens. Insofern gibt es auch keine “Symptome” der Hochsensibilität. Frauen und Männer sind zu gleichen Anteilen hochsensibel. Hohe Sensibilität besteht bei etlichen Tierarten. Da die Natur mit der Evolution unnötige Funktionen löscht, darf man davon ausgehen, dass Hochsensibilität aus Sicht der Natur sehr nützlich ist, sonst würde es sie nicht mehr geben. Insbesondere könnten hochsensible Individuen in der Tierwelt eine Frühwarnfunktion haben: Sie nehmen Bedrohungen früher als der Rest der Herde wahr. Manche vergleichen ihre Rolle in der Gruppe mit der des “Kanarienvogels in der Mine”. (Der Vogel reagiert früh auf austretendes Gas, sodass sich die Minenarbeiter rechtzeitig in Sicherheit begeben können.) Bei Menschen kursieren viele Schätzungen über den Anteil der Hochsensiblen an der Gesamtbevölkerung, die zwischen 2% und 30% liegen. Die jüngste Forschung sieht Sensibilität als ein durchgängiges Spektrum ohne klare Aufteilung in einzelne Gruppen. Ab welcher Schwelle Eigenschaften erlebt werden, die man einer Hochsensibilität zuschreiben könnte, bleibt unklar. Wenn Schwierigkeiten mit der eigenen Hochsensibilität da sind, besteht die Lösung nicht daraus, die Hochsensibilität loszuwerden. Denn das wäre, als wollte man das Atmen loswerden. Sinnvoller ist es, der eigenen Hochsensibilität überhaupt bewusst zu werden, sie genauer kennenzulernen, und sie zu akzeptieren. Dann kann man besser die damit verbundenen Stärken und Kompetenzen sehen und wertschätzen und sie ins eigene Leben integrieren. Man kann das Leben in besserem Einklang mit den Besonderheiten der Hochsensibilität organisieren. So entsteht eine Selbstfürsorge, um mit der eigenen Sensibilität angemessen zu haushalten. Und es fällt leichter, gegenüber den Mitmenschen für die eigenen Bedürfnisse einzustehen, wenn man diese Bedürfnisse selbst besser kennt und wahrnimmt. Diese Integration der Hochsensibilität in die Lebensführung kann einige Veränderungen erfordern. Für eine Begleitung in dieser Bewusstwerdung, Akzeptanz und Wandlung ist ein Coaching sinnvoll. 2. Hochsensibilität beschreibt keine Verhaltensweisen, sondern wirkt sich auf die Verarbeitung von Reizempfindungen aus. Deswegen findet man sie auch mit der wissenschaftlicheren Bezeichnung “Sensorische Verarbeitssensitivität” (Sensory Processing Sensitivity). Wie sich diese Verarbeitung wiederum auf das Verhalten auswirkt, ist bei jedem Menschen anders, und verändert sich auch mit der Zeit. Ein bestimmter Reiz trifft Hochsensible nicht unbedingt stärker als Normalsensible. Sind die Reize jedoch im Nervensystem angekommen, tauchen sie tiefer ein und aktivieren möglicherweise mehr neuronale Verbindungen. Die Reize werden bei Hochsensiblen detaillierter und intensiver verarbeitet. Das erfordert mehr Zeit und Energie. Um das zu verstehen, stellen Sie sich vor, dass Sie im Sommerurlaub im Meer schwimmen. Als normalsensibler Mensch erleben Sie es so, dass Sie an der Oberfläche voran kommen. Der Kopf gerät nur bei besonders hohen Wellen kurz unter Wasser. Als hochsensibler Mensch ist es aber so, als würden Sie bei fast jedem Schwimmzug unwillkürlich unter Wasser geraten, manchmal ziemlich tief. Sie kommen zwar vorwärts, aber langsamer und unter mehr Energieaufwand. Das hat aber auch einen Vorteil: Sie haben viel mehr Informationen darüber, was alles unter der Oberfläche passiert. Sie sehen die tiefen Strömungen und nicht nur die Wellen an der Oberfläche. Sie nehmen auf anderen Ebenen mehr wahr. Die Suche nach der Hochsensibilität in den Verhalten statt im sensorischen Bereich verwirrt auch weiterhin die Forschung. Weil keine klaren Verhaltensmuster zu finden sind, die eindeutig der Hochsensibilität zugeschrieben werden können, wird die Existenz selbst der Hochsensibilität als Persönlichkeitsmerkmal immer noch in Frage gestellt. Darin liegt auch eine Schwäche des HSP-Tests von Dr. Aron, vor allem in früheren Versionen: Diverse Fragen beziehen sich darin auf Verhalten, nur ein Teil auf innere Wahrnehmungen. Und sie stellen “nur” eine Selbsteinschätzung dar. Die Suche nach objektiver Messbarkeit der Hochsensibilität ist noch lange nicht abgeschlossen. Das Messkriterium wird aber wahrscheinlich neurologischer Natur sein. Erste Ergebnisse deuten etwa auf besondere Aktivierungen in folgenden Bereichen hin: Präfrontaler Dorsolateraler Cortex (insbesondere für Handlungsplanung wichtig) Amygdala (ein wichtiges Zentrum der Emotionssteuerung) Vorderer Inselcortex (für einige Sinnes- und möglicherweise Gefühlswahrnehmungen zuständig) Ventrales Tegmentales Areal (das eine Rolle im Belohnungssystem spielt) Primärer Somatosensorischer Cortex (Verarbeitung von haptischen Wahrnehmungen) 3. Zu starke oder zu viele Reize können zur Überforderung führen, manchmal sogar zu Kampf-oder-Flucht-Reaktionen. Ist die Überforderung erreicht, können Hochsensible sehr dünnhäutig reagieren. Außenstehende können diese überraschenden Reaktionen missverstehen und persönlich nehmen. Dabei bedeuten sie nur: Es haben sich zu viele unverarbeitete Reize angestaut, nichts geht mehr, es bedarf einer Pause, und zwar jetzt! Deswegen benötigen hochsensitive Menschen unbedingt Pausen und Orte des Rückzugs. Sie sollten lernen, die drohende Reizüberflutung im voraus zu spüren und eine Pause einzulegen, bevor die Alarmstufe erreicht ist. Man könnte sagen: Sie sollten lernen, schon bei Gelb anzuhalten, nicht erst bei Rot. Im Ruhemodus, wenn das Gehirn keinen bestimmten Fokus hat und keine bewusste Aufgabe erledigt (und insbesondere auf kein Handy schaut), arbeitet es nämlich all die angestauten Reize und Informationen auf und bildet neue Vernetzungen. Außerdem sind Hochsensible oft schreckhafter als andere. Diese deutliche Schreckreaktion kann von Außenstehenden als grundsätzliche Ängstlichkeit missverstanden werden. In Wirklichkeit ist das nur eine von vielen Auswirkungen, dass äußere Reize tiefer ins System gehen.

Hochsensibilität in Verbindung mit anderen Wesenszügen

Hochsensibilität kann in einem Menschen auf andere Wesenszügen treffen, die auch im Konflikt zu ihr stehen können. So sind etwa 30% der Hochsensiblen zugleich „High Sensation Seekers“ (HSS), also auf der Suche nach immer neuen Reizen und Tätigkeiten. Dann langweilen sie sich schnell und suchen ständig nach etwas Neuem. Daraus ensteht eine Flut an Reizen, die wiederum ihre Hochsensibilität belastet. Betroffene beschreiben das gern so, als würden sie mit einem Fuß auf dem Gaspedal und dem anderen auf der Bremse durchs Leben fahren. Allerdings werden sie sich vielleicht mehr als normalsensible „High Sensation Seekers“ gegen Risiken absichern und Vorsichtsmaßnahmen treffen. Manche Eigenschaften der Hochsensiblen finden sich in anderen Menschengruppen wieder. So haben auch introvertierte Menschen immer wieder ein Bedürfnis nach Stille und Pausen. Übrigens wird geschätzt, dass etwa 70% der Hochsensiblen auch Introvertierte sind. Das bedeutet, dass ca. 30% der Hochsensible extravertiert sind. Für Hochsensible, die entweder extravertiert oder „High Sensation Seekers“ sind, ist es noch wichtiger als für andere, Ruhepausen einzulegen und dem Gehirn Gelegenheit zu geben, die angestauten Reize abzuarbeiten. Man liest gelegentlich die Annahme, dass Hochbegabte grundsätzlich auch hochsensibel sind. (Siehe z.B. van de Ven, 2016: 87% der erwachsenen Teilnehmenden, die sich als Hochbegabte bezeichnen, waren laut Selbsteinschätzungstest von Elaine Aron auch Hochsensible.) Diese Überschneidungen machen deutlich, dass es nicht einfach ist, Hochsensibilität von anderen Merkmalen abzugrenzen. Gelegentlich passiert es auch, dass Menschen, die mit Kindern arbeiten, bei diesen ein ADHS vermuten, obwohl sie in Wirklichkeit hochsensibel sind. Eine Korrelation oder Verbindung zwischen ADHS und Hochsensibilität scheint bislang nicht zu bestehen.

Woran erkennt man Hochsensible?

In der Kindheit und Jugend Die Hochsensiblen sind oft die Kinder, um die man sich ein bisschen Sorgen macht, weil sie als Säugling bis zur Erschöpfung schreien. Sie tun das nicht, um ihre Eltern zu nerven, sondern weil sie Reize in einer Intensität erleben, mit der sie nicht umgehen können. Soziales Verhalten: Später spielen sie gerne auch mal alleine – auch wenn die Eltern sie lieber in der Gemeinschaft Gleichaltriger sähen. Oder diese Kinder betrachten das Geschehen eine Weile lang vom Rand des Spielplatzes oder Pausenhofs aus, statt sich gleich ins Getümmel zu stürzen und schnell einen Freundeskreis aufzubauen. Hochsensible Jungen interessieren sich oft wenig für das Sich-Messen und die Ruppigkeiten anderer Jungen und suchen möglicherweise in der Pubertät eher die Freundschaften mit Mädchen, weil sie dort ihr Naturell freier leben können. Die männlichen Freundschaften kommen in diesem Fall später. Perfektionismus: Hochsensible Kinder können häufig schlecht damit umgehen, dass ihnen etwas misslingt oder sie Fehler begehen. Es kann sie ins Mark treffen. Eltern sollten solche Kinder also nicht nur loben, wenn sie etwas erreicht haben, sondern auch, wenn sie es trotz Misslingens aufrichtig versucht haben. Sonst kann es sein, dass es den eigenen Wert über Maßen am Erfolg statt am ehrlichen Versuchen festmacht und einen lähmenden Perfektionismus ins Erwachsenenalter mitnimmt. Beziehungen: Die ersten Liebesbeziehungen können länger auf sich warten lassen, als bei Normalsensiblen. Das hochsensible Kind verlässt das Elternhaus tendenziell später als die anderen Kinder. Rolle des Umfelds: Ein schwieriges oder traumatisches Umfeld trifft sie mehr als andere. Umgekehrt reagieren sie überdurchschnittlich positiv auf ein aufbauendes und positives Umfeld. So zeigen z.B. diverse Studien, dass hochsensitivite junge Menschen besser als andere auf Programme zur Depressionsverhütung (Pluess, Binwell, 2015) oder Mobbing-Prävention (Nocentini, Mesentini, Pluess, 2018) reagieren. Lange Gewöhnungszeiten: Der Wechsel in ein neues Umfeld (Umzug, Einzug in Kindergarten oder Schule…) kann eine lange Gewöhnungsphase erfordern, etwa um Vertrauen zum betreuenden Personal zu fassen. Mobbing: Hochsensible Kinder scheinen öfter als andere Opfer von Mobbing zu sein. Weil sie die leichteren Opfer sind? Interessanter ist eine Betrachtungsweise des ungarisch-kanadischen Therapeuten Gabor Maté, der Mobbinghandlungen von Kindern so erklärt: Es sind Kinder und Jugendliche, in deren Leben die Erwachsenen keine ausreichenden Bindungen anbieten. Daher versuchen sie, sich gegenüber Gleichaltrigen wichtig zu machen. Die korrekte Vorgehensweise laut Maté ist also keine Nulltoleranzpolitik, deren Ergebnisse nicht nachweisbar seien, sondern der Aufbau guter Bindungen zu Erwachsenen. Interessant ist, dass gerade hochsensitive Kinder gemobbt werden. Man könnte das Mobbing als den missratenen Versuch eines Bindungsaufbaus zu einem Menschen verstehen, der empathisch ist und dadurch zu tieferer Bindung fähig scheint. Genetik: Wenn Kinder hochsensibel sind, ist es sinnvoll, auch bei den Eltern und Großeltern nachzuschauen, ob vielleicht eine unentdeckte Hochsensibilität vorhanden ist. Eine Studie von 2022 (Assary, Zavos, Krapohl et al.) zeigte, dass der Ursprung zu 47% genetisch sei. Hochsensibilität ist also moderat erblich. Ausblick: Eines möchte ich noch jungen hochsensiblen Menschen, die sich heute schwer tun, ihren Platz zu finden, ans Herz legen: Es wird mit den Jahren leichter. In der Jugend bilden sich Gruppen teilweise noch nach oberflächlichen Kriterien oder evolutionsbiologischer Programmierung. Aber mit der Zeit werden die Eigenschaften hochsensibler Menschen von anderen immer mehr geschätzt. Hochsensible Erwachsene Einige Merkmale von hochsensiblen Menschen: Detaillierte Wahrnehmung etlicher, kaum sichtbarer Reize wie etwa Mikroausdrücke in Gesichtern oder Stimmungen im Raum. Hochsensible Menschen benötigen oft erst eine Phase der Beobachtung eines Raums, bevor sie in den zwischenmenschlichen Austausch gehen. Hohe Empathie, wodurch sie ihre eigenen Bedürfnisse und Interessen aus dem Blick verlieren können - erst recht dann, wenn sich ihr Leben zu weit weg von ihrer Berufung abspielt. Oft gehen sie in Berufen auf, in denen sie im Dienste anderer oder von etwas höherem stehen oder etwas zusammenhalten, ausgleichen oder vermitteln können. Große Zugewandtheit – allerdings unter der Voraussetzung, dass zuvor eine vertrauensvolle Beziehung aufgebaut wurde. Bis dahin können Hochsensible im Gegenteil kühl und distanziert erscheinen. Zuhörfähigkeit – die von manchen redseligen Mitmenschen auch ausgenutzt wird. Sie drückt sich vor allem in Zweiergesprächen aus, fällt in größeren Gruppen bzw. in lauten Räumen wegen der Reizflut schwerer. Hohe Empfindlichkeit auf das Umfeld. Die Art des Miteinanders, die Stimmung der Gruppe, der Aufbau der Räume können erheblichen Einfluss auf ihre Leistungsfähigkeit haben und es fällt ihnen schwer, sich davon abzuschotten. Eine angespannte atmosphäre oder Prüfungssituationen können lähmend wirken. Dagegen kann man sich aber beispielsweise mit inneren Bildern wappnen. Tiefes Denken und Kreativität, oft auch mit einem Blick für die tieferen Zusammenhänge – was sie aber für sich behalten, wenn das Umfeld nicht offen ist. Der Verlust des Zugangs zur eigenen Kreativität durch widrige Lebensumstände kann ein sehr wesentlicher Verlust sein, deswegen sollte er irgendwann im Leben wieder aktiv hergestellt werden. Spontanes Eingehen von Risiken und Veränderungen fällt schwer. Das bedeutet jedoch keine grundsätzliche Risikoaversion. Lässt man ihnen Zeit, die Veränderungen zu planen, können sie Risiken durchaus eingehen, wollen sie aber vorher durchdenken. Sie erweisen sich aus diesem Grund als gute Planer. Große Veränderungen sollten jedoch besser in kleine Schritte aufgeteilt werden. Konfliktvermeidung. Hochsensible mögen keine Konflikte und werden mitunter meiden, zu widersprechen, bis sie den angestauten Druck nicht mehr aushalten und es aus ihnen heraus platzt. Wenn man merkt, dass sich ein hochsensibler Mensch versteift oder er verstummt, ist es hilfreich, ihn nach seiner Meinung zu fragen, um den Druck heraus zu nehmen bevor er überläuft. Andernfalls könnte sich viel Nichtgesagtes anstauen und vor sich hin gären. Außerdem schützt die Konfliktvermeidung nicht davor, früher oder später dennoch in Konflikte hinein gezogen zu werden - nur hat man dann vielleicht nicht mehr die Freiheit, die Art und die Seite zu wählen, sondern wird einfach von einer Seite vereinnahmt oder als gegnerisch wahrgenommen. Gewissenhaftigkeit in der Sache, ohne sich dafür in den Mittelpunkt stellen zu wollen. Das führt viele Hochsensible in Situationen, in denen sie erleben, wie sie etwas leisten und sich andere dann mit den Federn schmücken. Die Eigenschaft der Gewissenhaftigkeit ist in Zeiten kurzer Aufmerksamkeitsspannen möglicherweise wertvoller denn je zuvor. Tendenz zum Perfektionismus, der lähmend werden kann. Vor lauter Details verwaltet man möglicherweise die Wirklichkeit mehr, als man sie gestaltet. Oder man wird sogar durch sie verwaltet. Interessen des Kollektivs werden oft über die eigenen Interessen gestellt. Daraus ergibt sich ein Sinn fürs das große Ganze. Es fällt Hochsensiblen häufig schwer, rücksichtslos ihre eigenen Interessen zu verfolgen, oder sogar überhaupt für ihre eigenen Interessen und Bedürfnisse einzustehen. Wenn sie dann noch an ihrer Berufung vorbei leben, können sie sich innerlich verlieren und weitgehend fremdbestimmt sein. Ein starker Gleichgewichtssinn bzw. ein Sinn für Ausgleich, oft Gerechtigkeitssinn genannt. Aber Gerechtigkeit ist etwas, das sehr von Ort und Zeit abhängt. Hier ist hingegen ein tieferer Sinn für Ungleichgewichte gemeint, der bei vielen hochsensiblen Menschen einen Drang erzeugt, sie wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Verbundenheit mit der Natur - die besonders heilsam wirkt. Hochsensible sollten die Natur so oft wie möglich aufsuchen. Dieses intensive Empfinden geht oft mit einem Mangel an Selbstwertgefühl und damit auch an Selbstbewusstsein einher. Eine Folge kann sein, dass bestimmte Lebenssituationen zunehmend gemieden werden. Diese Vermeidungsverhalten können dazu führen, dass Potenziale nicht entfaltet und Berufungen nicht gelebt werden: Das Leben wird insgesamt „kleiner“ und fremdbestimmter. Das wiederum drückt auf das Selbstwertgefühl. Um aus diesem Teufelskreis auszusteigen, ist ein Perspektivwechsel auf die eigene Hochsensibilität erforderlich. Dann kann man beginnen, die Schätze zu heben, die der Hochsensibilität inne liegen. Das Höhere in Mensch und Natur Hochsensible sind oft an Formen der Kunst, der Spiritualität und der Schönheit interessiert. Dies hat auch damit zu tun, dass sie sich als Bestandteil eines großen Ganzen sehen - mit dem sie aufgrund der tiefen Reizverarbeitung ja ohnehin in ständigem Austausch stehen. Daher kann ein Gang durch die Natur ausgesprochen heilsam auf sie wirken und empfiehlt sich ganz besonders in schwierigen Zeiten.

Wie geht es weiter? Hochsensibilität im Coaching

Viel wahrnehmen mag mitunter anstrengend sein, aber warum sollte es eine Schwäche sein? Wer denkt, dass die Lösungen für die Welt vielleicht doch nicht im Schreien und Polarisieren liegen, findet sie ja vielleicht bei den hochsensiblen Menschen. Denn die wissen intuitiv, wie man ein menschliches Kollektiv enger zusammenhält, und zudem wollen sie dabei lieber zuhören und in der Sache mitwirken als selbst im Mittelpunkt stehen. Der Umgang mit Hochsensibilität besteht in den folgenden Schritten: 1. Die Hochsensibilität bei sich selbst erkennen. 2. Lernen, was zur Hochsensibilität dazu gehört und was nicht. Die damit verbundenen Stärken und Fähigkeiten verstehen und wertschätzen. Aber auch die Herausforderungen ehrlich sehen und angemessene Lösungsstrategien entwickeln. 3. Die Hochsensibilität bei sich akzeptieren und beginnen, aus vorhandenen Vermeidungsverhalten aussteigen, damit das eigene Leben wieder „größer“ werden kann. 4. Die Hochsensibilität in den eigenen Alltag integrieren. Das eigene Leben und die bisherigen Glaubenssätze darauf prüfen, wo Anpassungen erforderlich sind, um die Lebensqualität zu erhöhen. 5. Nach außen hin zur eigenen Hochsensibilität und zu den eigenen Werten stehen. Für die eigenen Bedürfnisse eintreten. Die eigenen Stärken besser nach vorne stellen. Wagen, endlich gesehen zu werden. Wer mehr im Einklang mit seiner wahren Natur ist, kann sich vertrauensvoller und offener den Menschen und der Welt zeigen. Ein Coach ist ein sinnvoller Begleiter, wenn Sie in solch unsicheren Zeiten den inneren Halt und den inneren Kompass aufbauen möchten, wenn Sie nicht mehr wegen Ihres starken und manchmal überwältigenden Empfindens an Ihrem Leben vorbei leben möchten, wenn Sie stattdessen die Stärken und Kompetenzen der Hochsensibilität in sich aufdecken wollen. Beachten Sie bitte: Ein Coach ist kein Therapeut. Der Berliner Psychotherapeut Tom Falkenstein empfiehlt, sich psychotherapeutischen Rat zu suchen, wenn Sie zwar denken, dass Sie hochsensibel sind, aber gleichzeitig Zweifel daran hegen, dass die starken Gefühle und Empfindungen allein aus der Hochsensibilität stammen. So kann eine Diagnose gestellt werden, die beispielsweise psychische Störungen entweder ermittelt oder ausschließt. Ein Coach kann psychische Störungen weder diagnostizieren, noch kann er eine Therapie dafür anbieten. Ein Coach kann aber dabei behilflich sein, mit der eigenen Hochsensibilität besser umzugehen – vor allem, wenn er selbst hochsensibel ist. Siehe auch: Hochsensibilität in Unternehmen, Management und der Arbeitswelt Spezifische Herausforderungen der Hochsensibilität bei Männern und Jungen Die Schattenseiten der Hochsensibilität Ablauf einer ersten Coachingsitzung Terminvereinbarung für eine Coachingsitzung zum Kennenlernen Blog und Artikel

Alexander Hohmann

Life Coach & Business Coach

in Freiburg im Breisgau und Online

Coaching für Hochsensible

Alexander Hohmann

Persönlicher Life Coach

& Business Coach

deutsch - französisch - englisch

Hochsensibilität Sind Sie hochsensibel? Ein paar wichtige Dinge zur Hochsensibilität Woran erkennt man Hochsensible? Was tun? Wie geht es weiter? - Hochsensitivität im Coaching

Hochsensibilität

Hochsensibilität betrifft alle. Denn selbst wenn man nicht zu den Hochsensiblen gehört, hat man doch immer mit ihnen zu tun - im privaten Umfeld, in der Partnerschaft, mit den Kindern, im Alltag da draußen, oder in Unternehmen und Organisationen. Gemeint ist Hochsensibilität hier im Sinne der Arbeiten von Dr. Elaine Aron, die das Konzept 1996 erstmals im Klassiker „The Highly Sensitive Person“ präsentierte (auf deutsch mit dem Titel „Sind Sie hochsensibel?“ erschienen). In den beratenden und therapierenden Berufen hat sich Hochsensibilität noch nicht flächendeckend als eigenständiges Persönlichkeits-Merkmal durchgesetzt. Manche betrachten es auch als ein einfaches Modethema. Andere Begriffe, die sich zum Thema mehren, sind unter anderem: Hypersensitivität, Neurosensitivität. Hypersensibilität, Sensorische Verarbeitungssensitivität (engl. sensory processing sensitivity), sensorische Hochbegabung (engl. high sensory intelligence).

Sind Sie hochsensibel?

Wenn Sie das wissen möchten, suchen Sie bitte in einer Suchmaschine nach „Elaine Aron Test“. Der bekannte Fragebogen von Dr. Elaine Aron kann nämlich vielerorts im Internet gefunden werden. Es gibt ihn in verschiedenen Längen mit bis zu 29 Fragen. Eine verkürzte Version wurde auch für Kinder und Jugendliche entwickelt. Der Fragebogen basiert einzig auf einer Selbsteinschätzung, und das ist seine Schwäche. Aber es gibt heute noch keine eindeutigen biologischen Marker für Hochsensibilität. Hier sind einige Eigenschaften beschrieben. Natürlich trifft keine einzige dieser Eigenschaften auf 100% der Hochsensiblen zu. Und Menschen können auch aus anderen Gründen eine oder mehrere dieser Eigenschaften haben.

Ein paar wichtige Dinge zur

Hochsensibilität

1. Sie ist keine psychische Störung, die es zu heilen gilt, sondern fester Bestandteil der Persönlichkeit, vom ersten bis zum letzten Tag des Lebens. Insofern gibt es auch keine “Symptome” der Hochsensibilität. Frauen und Männer sind zu gleichen Anteilen hochsensibel. Hohe Sensibilität besteht bei etlichen Tierarten. Da die Natur mit der Evolution unnötige Funktionen löscht, darf man davon ausgehen, dass Hochsensibilität aus Sicht der Natur sehr nützlich ist, sonst würde es sie nicht mehr geben. Insbesondere könnten hochsensible Individuen in der Tierwelt eine Frühwarnfunktion haben: Sie nehmen Bedrohungen früher als der Rest der Herde wahr. Manche vergleichen ihre Rolle in der Gruppe mit der des “Kanarienvogels in der Mine”. (Der Vogel reagiert früh auf austretendes Gas, sodass sich die Minenarbeiter rechtzeitig in Sicherheit begeben können.) Bei Menschen kursieren viele Schätzungen über den Anteil der Hochsensiblen an der Gesamtbevölkerung, die zwischen 2% und 30% liegen. Die jüngste Forschung sieht Sensibilität als ein durchgängiges Spektrum ohne klare Aufteilung in einzelne Gruppen. Ab welcher Schwelle Eigenschaften erlebt werden, die man einer Hochsensibilität zuschreiben könnte, bleibt unklar. Wenn Schwierigkeiten mit der eigenen Hochsensibilität da sind, besteht die Lösung nicht daraus, die Hochsensibilität loszuwerden. Denn das wäre, als wollte man das Atmen loswerden. Sinnvoller ist es, der eigenen Hochsensibilität überhaupt bewusst zu werden, sie genauer kennenzulernen, und sie zu akzeptieren. Dann kann man besser die damit verbundenen Stärken und Kompetenzen sehen und wertschätzen und sie ins eigene Leben integrieren. Man kann das Leben in besserem Einklang mit den Besonderheiten der Hochsensibilität organisieren. So entsteht eine Selbstfürsorge, um mit der eigenen Sensibilität angemessen zu haushalten. Und es fällt leichter, gegenüber den Mitmenschen für die eigenen Bedürfnisse einzustehen, wenn man diese Bedürfnisse selbst besser kennt und wahrnimmt. Diese Integration der Hochsensibilität in die Lebensführung kann einige Veränderungen erfordern. Für eine Begleitung in dieser Bewusstwerdung, Akzeptanz und Wandlung ist ein Coaching sinnvoll. 2. Hochsensibilität beschreibt keine Verhaltensweisen, sondern wirkt sich auf die Verarbeitung von Reizempfindungen aus. Deswegen findet man sie auch mit der wissenschaftlicheren Bezeichnung Sensorische Verarbeitssensitivität” (Sensory Processing Sensitivity). Wie sich diese Verarbeitung wiederum auf das Verhalten auswirkt, ist bei jedem Menschen anders, und verändert sich auch mit der Zeit. Ein bestimmter Reiz trifft Hochsensible nicht unbedingt stärker als Normalsensible. Sind die Reize jedoch im Nervensystem angekommen, tauchen sie tiefer ein und aktivieren möglicherweise mehr neuronale Verbindungen. Die Reize werden bei Hochsensiblen detaillierter und intensiver verarbeitet. Das erfordert mehr Zeit und Energie. Um das zu verstehen, stellen Sie sich vor, dass Sie im Sommerurlaub im Meer schwimmen. Als normalsensibler Mensch erleben Sie es so, dass Sie an der Oberfläche voran kommen. Der Kopf gerät nur bei besonders hohen Wellen kurz unter Wasser. Als hochsensibler Mensch ist es aber so, als würden Sie bei fast jedem Schwimmzug unwillkürlich unter Wasser geraten, manchmal ziemlich tief. Sie kommen zwar vorwärts, aber langsamer und unter mehr Energieaufwand. Das hat aber auch einen Vorteil: Sie haben viel mehr Informationen darüber, was alles unter der Oberfläche passiert. Sie sehen die tiefen Strömungen und nicht nur die Wellen an der Oberfläche. Sie nehmen auf anderen Ebenen mehr wahr. Die Suche nach der Hochsensibilität in den Verhalten statt im sensorischen Bereich verwirrt auch weiterhin die Forschung. Weil keine klaren Verhaltensmuster zu finden sind, die eindeutig der Hochsensibilität zugeschrieben werden können, wird die Existenz selbst der Hochsensibilität als Persönlichkeitsmerkmal immer noch in Frage gestellt. Darin liegt auch eine Schwäche des HSP-Tests von Dr. Aron, vor allem in früheren Versionen: Diverse Fragen beziehen sich darin auf Verhalten, nur ein Teil auf innere Wahrnehmungen. Und sie stellen “nur” eine Selbsteinschätzung dar. Die Suche nach objektiver Messbarkeit der Hochsensibilität ist noch lange nicht abgeschlossen. Das Messkriterium wird aber wahrscheinlich neurologischer Natur sein. Erste Ergebnisse deuten etwa auf besondere Aktivierungen in folgenden Bereichen hin: Präfrontaler Dorsolateraler Cortex (insbesondere für Handlungsplanung wichtig) Amygdala (ein wichtiges Zentrum der Emotionssteuerung) Vorderer Inselcortex (für einige Sinnes- und möglicherweise Gefühlswahrnehmungen zuständig) Ventrales Tegmentales Areal (das eine Rolle im Belohnungssystem spielt) Primärer Somatosensorischer Cortex (Verarbeitung von haptischen Wahrnehmungen) 3. Zu starke oder zu viele Reize können zur Überforderung führen, manchmal sogar zu Kampf-oder-Flucht-Reaktionen. Ist die Überforderung erreicht, können Hochsensible sehr dünnhäutig reagieren. Außenstehende können diese überraschenden Reaktionen missverstehen und persönlich nehmen. Dabei bedeuten sie nur: Es haben sich zu viele unverarbeitete Reize angestaut, nichts geht mehr, es bedarf einer Pause, und zwar jetzt! Deswegen benötigen hochsensitive Menschen unbedingt Pausen und Orte des Rückzugs. Sie sollten lernen, die drohende Reizüberflutung im voraus zu spüren und eine Pause einzulegen, bevor die Alarmstufe erreicht ist. Man könnte sagen: Sie sollten lernen, schon bei Gelb anzuhalten, nicht erst bei Rot. Im Ruhemodus, wenn das Gehirn keinen bestimmten Fokus hat und keine bewusste Aufgabe erledigt (und insbesondere auf kein Handy schaut), arbeitet es nämlich all die angestauten Reize und Informationen auf und bildet neue Vernetzungen. Außerdem sind Hochsensible oft schreckhafter als andere. Diese deutliche Schreckreaktion kann von Außenstehenden als grundsätzliche Ängstlichkeit missverstanden werden. In Wirklichkeit ist das nur eine von vielen Auswirkungen, dass äußere Reize tiefer ins System gehen.

Hochsensibilität in Verbindung

mit anderen Wesenszügen

Hochsensibilität kann in einem Menschen auf andere Wesenszügen treffen, die auch im Konflikt zu ihr stehen können. So sind etwa 30% der Hochsensiblen zugleich „High Sensation Seekers“ (HSS), also auf der Suche nach immer neuen Reizen und Tätigkeiten. Dann langweilen sie sich schnell und suchen ständig nach etwas Neuem. Daraus ensteht eine Flut an Reizen, die wiederum ihre Hochsensibilität belastet. Betroffene beschreiben das gern so, als würden sie mit einem Fuß auf dem Gaspedal und dem anderen auf der Bremse durchs Leben fahren. Allerdings werden sie sich vielleicht mehr als normalsensible „High Sensation Seekers“ gegen Risiken absichern und Vorsichtsmaßnahmen treffen. Manche Eigenschaften der Hochsensiblen finden sich in anderen Menschengruppen wieder. So haben auch introvertierte Menschen immer wieder ein Bedürfnis nach Stille und Pausen. Übrigens wird geschätzt, dass etwa 70% der Hochsensiblen auch Introvertierte sind. Das bedeutet, dass ca. 30% der Hochsensible extravertiert sind. Für Hochsensible, die entweder extravertiert oder „High Sensation Seekers“ sind, ist es noch wichtiger als für andere, Ruhepausen einzulegen und dem Gehirn Gelegenheit zu geben, die angestauten Reize abzuarbeiten. Man liest gelegentlich die Annahme, dass Hochbegabte grundsätzlich auch hochsensibel sind. (Siehe z.B. van de Ven, 2016: 87% der erwachsenen Teilnehmenden, die sich als Hochbegabte bezeichnen, waren laut Selbsteinschätzungstest von Elaine Aron auch Hochsensible.) Diese Überschneidungen machen deutlich, dass es nicht einfach ist, Hochsensibilität von anderen Merkmalen abzugrenzen. Gelegentlich passiert es auch, dass Menschen, die mit Kindern arbeiten, bei diesen ein ADHS vermuten, obwohl sie in Wirklichkeit hochsensibel sind. Eine Korrelation oder Verbindung zwischen ADHS und Hochsensibilität scheint bislang nicht zu bestehen.

Woran erkennt man

Hochsensible?

In der Kindheit und Jugend Die Hochsensiblen sind oft die Kinder, um die man sich ein bisschen Sorgen macht, weil sie als Säugling bis zur Erschöpfung schreien. Sie tun das nicht, um ihre Eltern zu nerven, sondern weil sie Reize in einer Intensität erleben, mit der sie nicht umgehen können. Soziales Verhalten: Später spielen sie gerne auch mal alleine – auch wenn die Eltern sie lieber in der Gemeinschaft Gleichaltriger sähen. Oder diese Kinder betrachten das Geschehen eine Weile lang vom Rand des Spielplatzes oder Pausenhofs aus, statt sich gleich ins Getümmel zu stürzen und schnell einen Freundeskreis aufzubauen. Hochsensible Jungen interessieren sich oft wenig für das Sich-Messen und die Ruppigkeiten anderer Jungen und suchen möglicherweise in der Pubertät eher die Freundschaften mit Mädchen, weil sie dort ihr Naturell freier leben können. Die männlichen Freundschaften kommen in diesem Fall später. Perfektionismus: Hochsensible Kinder können häufig schlecht damit umgehen, dass ihnen etwas misslingt oder sie Fehler begehen. Es kann sie ins Mark treffen. Eltern sollten solche Kinder also nicht nur loben, wenn sie etwas erreicht haben, sondern auch, wenn sie es trotz Misslingens aufrichtig versucht haben. Sonst kann es sein, dass es den eigenen Wert über Maßen am Erfolg statt am ehrlichen Versuchen festmacht und einen lähmenden Perfektionismus ins Erwachsenenalter mitnimmt. Beziehungen: Die ersten Liebesbeziehungen können länger auf sich warten lassen, als bei Normalsensiblen. Das hochsensible Kind verlässt das Elternhaus tendenziell später als die anderen Kinder. Rolle des Umfelds: Ein schwieriges oder traumatisches Umfeld trifft sie mehr als andere. Umgekehrt reagieren sie überdurchschnittlich positiv auf ein aufbauendes und positives Umfeld. So zeigen z.B. diverse Studien, dass hochsensitivite junge Menschen besser als andere auf Programme zur Depressionsverhütung (Pluess, Binwell, 2015) oder Mobbing-Prävention (Nocentini, Mesentini, Pluess, 2018) reagieren. Lange Gewöhnungszeiten: Der Wechsel in ein neues Umfeld (Umzug, Einzug in Kindergarten oder Schule…) kann eine lange Gewöhnungsphase erfordern, etwa um Vertrauen zum betreuenden Personal zu fassen. Mobbing: Hochsensible Kinder scheinen öfter als andere Opfer von Mobbing zu sein. Weil sie die leichteren Opfer sind? Interessanter ist eine Betrachtungsweise des ungarisch-kanadischen Therapeuten Gabor Maté, der Mobbinghandlungen von Kindern so erklärt: Es sind Kinder und Jugendliche, in deren Leben die Erwachsenen keine ausreichenden Bindungen anbieten. Daher versuchen sie, sich gegenüber Gleichaltrigen wichtig zu machen. Die korrekte Vorgehensweise laut Maté ist also keine Nulltoleranzpolitik, deren Ergebnisse nicht nachweisbar seien, sondern der Aufbau guter Bindungen zu Erwachsenen. Interessant ist, dass gerade hochsensitive Kinder gemobbt werden. Man könnte das Mobbing als den missratenen Versuch eines Bindungsaufbaus zu einem Menschen verstehen, der empathisch ist und dadurch zu tieferer Bindung fähig scheint. Genetik: Wenn Kinder hochsensibel sind, ist es sinnvoll, auch bei den Eltern und Großeltern nachzuschauen, ob vielleicht eine unentdeckte Hochsensibilität vorhanden ist. Eine Studie von 2022 (Assary, Zavos, Krapohl et al.) zeigte, dass der Ursprung zu 47% genetisch sei. Hochsensibilität ist also moderat erblich. Ausblick: Eines möchte ich noch jungen hochsensiblen Menschen, die sich heute schwer tun, ihren Platz zu finden, ans Herz legen: Es wird mit den Jahren leichter. In der Jugend bilden sich Gruppen teilweise noch nach oberflächlichen Kriterien oder evolutionsbiologischer Programmierung. Aber mit der Zeit werden die Eigenschaften hochsensibler Menschen von anderen immer mehr geschätzt. Hochsensible Erwachsene Einige Merkmale von hochsensiblen Menschen: Detaillierte Wahrnehmung etlicher, kaum sichtbarer Reize wie etwa Mikroausdrücke in Gesichtern oder Stimmungen im Raum. Hochsensible Menschen benötigen oft erst eine Phase der Beobachtung eines Raums, bevor sie in den zwischenmenschlichen Austausch gehen. Hohe Empathie, wodurch sie ihre eigenen Bedürfnisse und Interessen aus dem Blick verlieren können - erst recht dann, wenn sich ihr Leben zu weit weg von ihrer Berufung abspielt. Oft gehen sie in Berufen auf, in denen sie im Dienste anderer oder von etwas höherem stehen oder etwas zusammenhalten, ausgleichen oder vermitteln können. Große Zugewandtheit – allerdings unter der Voraussetzung, dass zuvor eine vertrauensvolle Beziehung aufgebaut wurde. Bis dahin können Hochsensible im Gegenteil kühl und distanziert erscheinen. Zuhörfähigkeit – die von manchen redseligen Mitmenschen auch ausgenutzt wird. Sie drückt sich vor allem in Zweiergesprächen aus, fällt in größeren Gruppen bzw. in lauten Räumen wegen der Reizflut schwerer. Hohe Empfindlichkeit auf das Umfeld. Die Art des Miteinanders, die Stimmung der Gruppe, der Aufbau der Räume können erheblichen Einfluss auf ihre Leistungsfähigkeit haben und es fällt ihnen schwer, sich davon abzuschotten. Eine angespannte atmosphäre oder Prüfungssituationen können lähmend wirken. Dagegen kann man sich aber beispielsweise mit inneren Bildern wappnen. Tiefes Denken und Kreativität, oft auch mit einem Blick für die tieferen Zusammenhänge – was sie aber für sich behalten, wenn das Umfeld nicht offen ist. Der Verlust des Zugangs zur eigenen Kreativität durch widrige Lebensumstände kann ein sehr wesentlicher Verlust sein, deswegen sollte er irgendwann im Leben wieder aktiv hergestellt werden. Spontanes Eingehen von Risiken und Veränderungen fällt schwer. Das bedeutet jedoch keine grundsätzliche Risikoaversion. Lässt man ihnen Zeit, die Veränderungen zu planen, können sie Risiken durchaus eingehen, wollen sie aber vorher durchdenken. Sie erweisen sich aus diesem Grund als gute Planer. Große Veränderungen sollten jedoch besser in kleine Schritte aufgeteilt werden. Konfliktvermeidung. Hochsensible mögen keine Konflikte und werden mitunter meiden, zu widersprechen, bis sie den angestauten Druck nicht mehr aushalten und es aus ihnen heraus platzt. Wenn man merkt, dass sich ein hochsensibler Mensch versteift oder er verstummt, ist es hilfreich, ihn nach seiner Meinung zu fragen, um den Druck heraus zu nehmen bevor er überläuft. Andernfalls könnte sich viel Nichtgesagtes anstauen und vor sich hin gären. Außerdem schützt die Konfliktvermeidung nicht davor, früher oder später dennoch in Konflikte hinein gezogen zu werden - nur hat man dann vielleicht nicht mehr die Freiheit, die Art und die Seite zu wählen, sondern wird einfach von einer Seite vereinnahmt oder als gegnerisch wahrgenommen. Gewissenhaftigkeit in der Sache, ohne sich dafür in den Mittelpunkt stellen zu wollen. Das führt viele Hochsensible in Situationen, in denen sie erleben, wie sie etwas leisten und sich andere dann mit den Federn schmücken. Die Eigenschaft der Gewissenhaftigkeit ist in Zeiten kurzer Aufmerksamkeitsspannen möglicherweise wertvoller denn je zuvor. Tendenz zum Perfektionismus, der lähmend werden kann. Vor lauter Details verwaltet man möglicherweise die Wirklichkeit mehr, als man sie gestaltet. Oder man wird sogar durch sie verwaltet. Interessen des Kollektivs werden oft über die eigenen Interessen gestellt. Daraus ergibt sich ein Sinn fürs das große Ganze. Es fällt Hochsensiblen häufig schwer, rücksichtslos ihre eigenen Interessen zu verfolgen, oder sogar überhaupt für ihre eigenen Interessen und Bedürfnisse einzustehen. Wenn sie dann noch an ihrer Berufung vorbei leben, können sie sich innerlich verlieren und weitgehend fremdbestimmt sein. Ein starker Gleichgewichtssinn bzw. ein Sinn für Ausgleich, oft Gerechtigkeitssinn genannt. Aber Gerechtigkeit ist etwas, das sehr von Ort und Zeit abhängt. Hier ist hingegen ein tieferer Sinn für Ungleichgewichte gemeint, der bei vielen hochsensiblen Menschen einen Drang erzeugt, sie wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Verbundenheit mit der Natur - die besonders heilsam wirkt. Hochsensible sollten die Natur so oft wie möglich aufsuchen. Dieses intensive Empfinden geht oft mit einem Mangel an Selbstwertgefühl und damit auch an Selbstbewusstsein einher. Eine Folge kann sein, dass bestimmte Lebenssituationen zunehmend gemieden werden. Diese Vermeidungsverhalten können dazu führen, dass Potenziale nicht entfaltet und Berufungen nicht gelebt werden: Das Leben wird insgesamt „kleiner“ und fremdbestimmter. Das wiederum drückt auf das Selbstwertgefühl. Um aus diesem Teufelskreis auszusteigen, ist ein Perspektivwechsel auf die eigene Hochsensibilität erforderlich. Dann kann man beginnen, die Schätze zu heben, die der Hochsensibilität inne liegen. Das Höhere in Mensch und Natur Hochsensible sind oft an Formen der Kunst, der Spiritualität und der Schönheit interessiert. Dies hat auch damit zu tun, dass sie sich als Bestandteil eines großen Ganzen sehen - mit dem sie aufgrund der tiefen Reizverarbeitung ja ohnehin in ständigem Austausch stehen. Daher kann ein Gang durch die Natur ausgesprochen heilsam auf sie wirken und empfiehlt sich ganz besonders in schwierigen Zeiten.

Wie geht es weiter?

Hochsensibilität im Coaching

Viel wahrnehmen mag mitunter anstrengend sein, aber warum sollte es eine Schwäche sein? Wer denkt, dass die Lösungen für die Welt vielleicht doch nicht im Schreien und Polarisieren liegen, findet sie ja vielleicht bei den hochsensiblen Menschen. Denn die wissen intuitiv, wie man ein menschliches Kollektiv enger zusammenhält, und zudem wollen sie dabei lieber zuhören und in der Sache mitwirken als selbst im Mittelpunkt stehen. Der Umgang mit Hochsensibilität besteht in den folgenden Schritten: 1. Die Hochsensibilität bei sich selbst erkennen. 2. Lernen, was zur Hochsensibilität dazu gehört und was nicht. Die damit verbundenen Stärken und Fähigkeiten verstehen und wertschätzen. Aber auch die Herausforderungen ehrlich sehen und angemessene Lösungsstrategien entwickeln. 3. Die Hochsensibilität bei sich akzeptieren und beginnen, aus vorhandenen Vermeidungsverhalten aussteigen, damit das eigene Leben wieder „größer“ werden kann. 4. Die Hochsensibilität in den eigenen Alltag integrieren. Das eigene Leben und die bisherigen Glaubenssätze darauf prüfen, wo Anpassungen erforderlich sind, um die Lebensqualität zu erhöhen. 5. Nach außen hin zur eigenen Hochsensibilität und zu den eigenen Werten stehen. Für die eigenen Bedürfnisse eintreten. Die eigenen Stärken besser nach vorne stellen. Wagen, endlich gesehen zu werden. Wer mehr im Einklang mit seiner wahren Natur ist, kann sich vertrauensvoller und offener den Menschen und der Welt zeigen. Ein Coach ist ein sinnvoller Begleiter, wenn Sie in solch unsicheren Zeiten den inneren Halt und den inneren Kompass aufbauen möchten, wenn Sie nicht mehr wegen Ihres starken und manchmal überwältigenden Empfindens an Ihrem Leben vorbei leben möchten, wenn Sie stattdessen die Stärken und Kompetenzen der Hochsensibilität in sich aufdecken wollen. Beachten Sie bitte: Ein Coach ist kein Therapeut. Der Berliner Psychotherapeut Tom Falkenstein empfiehlt, sich psychotherapeutischen Rat zu suchen, wenn Sie zwar denken, dass Sie hochsensibel sind, aber gleichzeitig Zweifel daran hegen, dass die starken Gefühle und Empfindungen allein aus der Hochsensibilität stammen. So kann eine Diagnose gestellt werden, die beispielsweise psychische Störungen entweder ermittelt oder ausschließt. Ein Coach kann psychische Störungen weder diagnostizieren, noch kann er eine Therapie dafür anbieten. Ein Coach kann aber dabei behilflich sein, mit der eigenen Hochsensibilität besser umzugehen – vor allem, wenn er selbst hochsensibel ist. Siehe auch: Hochsensibilität in Unternehmen, Management und der Arbeitswelt Spezifische Herausforderungen der Hochsensibilität bei Männern und Jungen Die Schattenseiten der Hochsensibilität Ablauf einer ersten Coachingsitzung Terminvereinbarung für eine Coachingsitzung zum Kennenlernen Blog und Artikel

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